Begonnen hatte diese Leidenschaft schon in meiner Jugend und ich fieberte dem Zeitpunkt entgegen, wenn ich volljährig bin und mein erstes Bike zwischen den Beinen habe. Aber dies sollte noch einige Jahre dauern und mit vierzehn Jahren ist dies noch eine unendliche lange Zeit. Daher kam mir die Gelegenheit sehr günstig, als ein Nachbarsjunge eine Rarität gefunden hatte und wir diese für 50,- Deutsche Mark kaufen konnten. Eine Victoria KR 1 aus dem Jahre 1922 mit Tankschaltung und einen Gasgriff aus Bakelit. Im Gasgriff war eine schräge Nut ein gefräst in der eine Kulissenstein mit einem Bowdenzug eingesetzt war. Dreht man an dem Griff, wurde der Kulissenstein in der Nut verschoben und öffnete über den Bowdenzug den Schieber im Vergaser. Zum Schalten zog man den Kupplungshebel, lies den Gasgriff lose und schaltete von Hand mit dem Hebel am Tank über die Kulisse in den nächst höheren Gang. Wir besorgten uns einen Reservekanister mit Benzin, füllten den Tank etwas auf, prüfte ob der Leerlauf eingelegt war und man trat mehrmals den Kickstart herunter. Beim fünften oder sechsten Mal erweckte der Motor zum Leben. Wir waren begeistert. Vorsichtig gaben wir Gas und der Motor wurde lauter und es knatterte heftig aus dem Auspuff. Als erster ergriff ich von meiner Leidenschaft besessen (die dauert noch bis heute an) die Initiative, setzte mich auf den Sattel, zog die Kupplung, legte den ersten Gang ein, drehte etwas am Gasgriff und ließ die Kupplung langsam kommen. Unter einem lautem knattern rollte ich langsam vom Hof die Einfahrt hinauf zur Straße. Dort angekommen bog ich links ab, schaltete in den zweiten Gang und fuhr die Straße hinunter – ohne Nummernschild, Fahrzeugschein und ohne Führerschein. Ich war ja erst vierzehn. Die Freude über dieses Motorrad nahm ein schnelles Ende als meine Mutter nach Hause kam. Sie verbannte das Gefährt kurzer Hand vom Hof und verbot mir, jemals so etwas ins Haus zu bringen. Mit neunzehn zog ich aus und hatte meine erste eigene Wohnung und ein halbes Jahr später mein erstes eigenes Motorrad.